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Erziehungstipps & -tricks vom Profi



Die Referentin unseres nächsten Inputabends, Miriam Rieser Stierli, beantwortet eure Fragen rund ums Thema Erziehung.

Stellt eure Fragen anonym übers Formular und die Antworten werden auf dieser Seite veröffentlicht


Flyer

Fragst du dich manchmal, wie es sein kann, dass wir die besten Eltern der Welt sein und es ganz anders machen wollten als unsere eigenen Eltern, und es manchmal trotzdem nicht funktioniert? Wie es dazu kommen kann, dass Ratlosigkeit statt Freude in der Familie herrscht? Wie das geht, ohne Drohen, Strafen und Schimpfen auszukommen? Wie man Tobsuchtsanfälle oder Dauerjammern überleben kann, ohne aus der Haut zu fahren?
Dann habe ich gute Neuigkeiten für dich: Es sind noch keine Erziehungsmeisterinnen vom Himmel gefallen! Für eine erfolgreiche Kindererziehung braucht es gute Grundlagen, auf die man vertrauen kann und Ideen, wie man es auch noch machen könnte, um Kinder auf gute Weise bis ins Erwachsenenleben zu begleiten.

Ab sofort kannst du hier anonym deine Fragen stellen und Miriam Rieser Stierli, langjährige Erziehungsberaterin und Kursleiterin sowie Mutter von vier Kindern aus Winterhur, wird sie dir beantworten, mit solidem Fachwissen, reichem eigenen Erfahrungsschatz und einer Prise Humor.



Frage: Liebe Miriam
Wie kann ich meinem Kind vermitteln, dass es bei vielen Dingen ein Mitspracherecht hat. Aber dass die Stimme von uns Eltern bei einigen Angelegenheiten mehr Gewicht hat?





Liebe Fragestellerin, lieber Fragesteller
Hast du schon versucht, es deinem Kind genau so zu erklären? Ich weiß nicht, wie alt dein Kind ist, aber eigentlich ist es immer am einfachsten verständlich, und das Kind kann sich auch am besten damit abfinden, wenn du einfach sagst, wie es ist.
Je kleiner ein Kind ist, desto klarer ist es, dass die Eltern die alleinige Macht haben zu bestimmen, wie es läuft. Dennoch bewährt es sich, dem Kind schon früh zu vermitteln, dass die Eltern gern bereit sind, die Macht zu teilen und dem Kind ein Mitspracherecht zu geben, dort wo es dazu schon in der Lage ist. Schon ein zweijähriges Kind kann ich fragen, ob es das rote oder das blaue T-Shirt anziehen möchte. Nicht empfehlswert ist es dagegen zu fragen. "Was möchtest du anziehen?" Dann kann das Kind schon mal auf die Badehose im Schrank zeigen, wenn es draußen schneit, und dann zu Recht einen Wutanfall kriegen, wenn ich dann sage, dass das nicht geht.
Als Grundregel würde ich immer so vorgehen: Wo nötig Grenzen setzen sowie Wahlmöglichkeiten geben, wann immer es möglich ist.
Ich vermute, dein Kind ist schon etwas älter, vielleicht 5 oder 6 Jahre alt oder noch grösser. Da würde ich in einem ruhigen Moment mit dem Kind ein Gespräch beginnen und ihm sagen: "Bei uns ist es so, dass du bei vielen Dingen mitreden und manchmal auch selbst entscheiden darfst. Ich werde dir von jetzt immer genau sagen, ob du selber bestimmen kannst oder ob du deine Meinung sagen darfst, aber schlussendlich wir Eltern entscheiden."
Dieses transparente Vorgehen kann schon viel Gutes bewirken und unnötigen Stress auf beiden Seiten verringern. Denn das Kind weiss von nun an, woran es ist.
Viel Freude beim zukünftigen Entscheiden wünscht dir und deinem Kind
Miriam Rieser



Frage: Liebe Miriam
Meine Tochter (4 Jahre) hat Phasen in denen sie nicht richtig reden will. Dann sagt sie zu allem Miau oder gibt gar keine Antwort. Natürlich verleidet es mir dann nach dem dritten Mal fragen, was sie möchte oder zbsp. ob sie jetzt bitte Zähne putzen könnte. Wie kann ich da vorgehen?





Liebe Katzenmutter, ileber Katzenvater
Wenn unsere Kinder klein sind, haben sie nur sehr wenige Möglichkeiten, über sich selber zu bestimmen und die Kontrolle zu haben.
Sehr eingeschränkt können die Kinder ihre Blasen- und Darmfunktionen steuern, indem sie solange wie möglich zurückhalten, was raus will. Aber ganz konsequent kontrollieren können sie eigentlich nur, was in den Mund hinein- und wieder hinausgelangt: Essen und Trinken hinein und Worte hinaus:) Nichts sagen oder miauen ist da eine sehr effektive Methode um zu zeigen, wer hier ausnahmsweise mal am längeren Hebel sitzt: Nämlich die Katze, pardon, das Kind.
Damit bringt es zum Ausdruck: Ich will jetzt grad ganz selber über mich bestimmen. Da ist es weise, dies zu respektieren. Ich würde kein zweites oder drittes Mal mehr fragen in so einer Situation, sondern entweder mit Humor zurückmiauen und vielleicht ein paar Handbewegungen dazu machen und ein fragendes Gesicht, oder einfach sagen: "Ich sehe, du willst im Moment nicht reden. Das ist okay. Zum Glück sind deine Ohren dafür noch da und denen sage ich jetzt: Es ist Zeit zum Zähneputzen, mein Kätzchen!" Und dann würde ich zum Badezimmer vorangehen und mir sagen: Das Kind kommt sicher gleich.
So würde ich weiterverfahren, bis deine Tochter wieder redet. Wenn sie nicht sagt, was sie möchte, dann kannst du es ihr halt auch nicht geben und ihr müsst beide warten, bis sie wieder spricht. Das geht manchmal recht schnell, wenn das Kind merkt, dass die Eltern gut mit einem Miaukind leben können.

Noch ein Geheimtipp zum Schluss: Katzen lieben Streicheleinheiten, wenn ihnen danach ist. Falls deine Tochter ein Schmusekind ist, würde ich es beim nächsten Mal mit Streicheln versuchen, so wie man das mit Katzen eben macht: "Ja, komm her, mein kleines Kätzchen..." Ich bin gespannt, wie es dann weitergeht.
Liebe Grüsse ans Kätzchen!
​ Miriam Rieser


Frage: Liebe Miriam
Mein Sohn (6 Jahre) erledigt seine Sachen regelmässig nicht. Zbsp Znünibox aus der Tasche nehmen wenn er nach Hause kommt und in die Küche bringen. Jacke ordentlich aufhängen. Dinge die er nach Hause bringt zbsp Gebasteltes lässt er einfach beim Eingang liegen. Oder morgens beim Anziehen soll er seine Windel selber im Mülleimer, der einen Stock tiefer im Haus ist, entsorgen. Wenn ich ihn nicht erinnere macht er es nicht, auch wenn das bedeutet, dass er an diesem Tag keinen TV schauen darf. Natürlich ist er dann schon traurig, wenn ich das verbiete. Ich habe das Gefühl er macht es nicht wirklich extra, ich glaube er denkt wirklich nicht dran. Manchmal denke ich, er müsste wie ein Instrument haben, dass ihm hilft es nicht zu vergessen. Oder vielleicht muss ich anders an die Sache rangehen?
Vielen Dank!





Liebe Fragestellerin, lieber Fragesteller
Ach ja, das wärs doch, wenn wir Eltern alle einen Roboter hätten, der unseren Kindern auf Schritt und Tritt folgt und sie geduldig und beharrlich daran erinnert, was sie zu tun haben, solange bis alles erledigt ist? Was für eine Entlastung...
Wie wärs deshalb mit einem Roboterspiel? Du könntest mit deinem Sohn einen Roboter erfinden, der nach einer Checkliste mit Bildern, die dein Sohn selber zeichnen kann, alles auf der Liste erledigt. Der Roboter kann noch nicht lesen, aber im Bildererkennen ist er top! Dein Sohn kann von nun an selber nachschauen, was noch zu tun ist und es dann selbständig erledigen ohne dich als Zwischenstation.
Von nun an musst du deinen Roboter nicht mehr daran erinnern, was es noch zu tun gibt. Wenn dein Sohn morgens zum Frühstück kommt, fragst du nur noch: "Roboter, ist die Morgenaufgabe erledigt?" Wenn er ja sagt, weisst du, dass der Roboter die Windel entsorgt hat. Wenn nein, schickst du ihn zur Checkliste, die so aufgehängt ist, dass er selber nachschauen kann, was dran ist.
Vielleicht macht ihr eine kleine Belohnung ab oder ein Weltmeisterdiplom für den ersten Tag, an welchem du nichts mehr fragen musst, weil der Roboter alles selbständig erledigt hat. Für die Übergangszeit braucht es etwas Geduld und Beharrlichkeit, aber übertrage die Verantwortung ab sofort deinem Sohn und traue ihm zu, dass er das schafft. Hast du schon mal einen stolzen Roboter gesehen, der weiss, dass er gross und kompetent ist? Warte nur ab... Liebe Grüsse Miriam Rieser



Frage: Liebe Miriam
Unsere Kinder sind einerseits sehr eng miteinander und haben sich wahnsinnig gerne, streiten allerdings auch häufig. Es beginnt sehr oft mit einem kleinen Seitenhieb oder necken, sie wiegeln sich gegenseitig auf und irgendwann kommt das Feuerwerk. Es kann vorkommen, dass wir bereits am Morgen so in den Tag starten oder am Mittag, wenn das grössere Kind vom Kindergarten nach Hause kommt... Wie viel Streit ist unter Jungs (22 Monate Altersunterschied) normal und wie gelingt es uns, die Frusttoleranz beider Kinder zu stärken?

Vielen Dank & liebe Grüsse





Liebe Fragestellerin, lieber Fragesteller
Frustrationstoleranz – das perfekte Stichwort, wenn es um Geschwisterstreit geht! Dabei denke ich jedoch nicht in erster Linie an die Geschwister, sondern es geht mir um die Frustrationstoleranz der Eltern😊
Denn beim Streiten unter Geschwistern handelt es um ein notwendiges Kommunizieren und Kräftemessen, darum, sein „Waffenarsenal“ mit dem des Bruders vergleichen und anzupassen, ja um ein sogar notwendiges Ringen unter den Geschwistern darum, akzeptiert zu werden und auch die anderen leben zu lassen. Dies ist vielleicht nicht ein gänzlich lebenslanges Projekt, aber braucht doch seine Zeit und viel Übung. Es geht also darum, den Kindern Übungsgelegenheiten für sinnvolles Streiten zu verschaffen, nicht darum, Streit zu vermeiden.
Um seinen Kindern diese Zeit und den Raum für kreatives Streiten zu geben, empfiehlt es sich für die Eltern, sich räumlich wenn immer möglich aus der Streitzone zurückzuziehen und es den Kindern zuzutrauen, durch das Streiten selber zu guten Lösungen zu kommen. Dieses sich Entfernen aus dem Kampfgebiet macht es möglich, dass wir bei Geschwisterstreit immer weniger oder bald gar nicht mehr intervenieren müssen, einfach weil wir es nicht aushalten, diesen wiederkehrenden Schlagabtausch immer mitansehen und mitanhören zu müssen.
Gleichzeitig bringt ein solches Elternverhalten die Kinder nicht in die Versuchung, sich so nervig miteinander zu streiten, quasi als Showkampf, bis die Eltern sich einschalten MÜSSEN. Zum einen greifen wir Eltern beim Einschreiten meist unfair ein, weil wir oft nicht mitbekommen, was dem offenen Streit bereits vorangegangen ist, wer wen zuerst provoziert hat, etc. Zum anderen erhalten Kinder sonst das falsche Signal, dass es in ihrer Macht steht, die Eltern nach Belieben zum Einschreiten zwingen zu können, also über das Verhalten der Eltern zu bestimmen.
Viel gute, elterliche Frustrationstoleranz beim Streiten deiner beiden Jungs wünscht
​Miriam



Frage: Was kann ich tun, dass mein Geduldsfaden weniger schnell reisst?
Die Kinder trödeln häufig, auch wenn wir vorher besprochen haben, was z.B. noch alles zu tun ist, bevor wir ins Schwimmbad gehen können. Oder auch am Morgen beim Bereitmachen für die Schule.
Leider gelingt es mir bis jetzt häufig nicht, die Trödelei einfach zu ignorieren und geduldig zu bleiben. Meist macht mich die Situation richtig wütend und der Geduldsfaden reisst irgendwann. Welche Strategien gäbe es da? Vielen Dank!





Liebe Fragestellerin, lieber Fragesteller
Unser Geduldsfaden reisst dann am schnellsten, wenn wir meinen, wir könnten oder müssten den freien Willen unserer Kinder beeinflussen, indem wir so überzeugend mit ihnen reden, dass sie es dann ganz sicher genau wie wir sehen, und dann vorwärts machen. Wenn wir darauf setzen, aber die Kinder nicht darauf ansprechen, sind wir mit unserem Erziehungslatein am Ende. Wir nerven uns, sind hilflos, zweifeln an unseren Fähigkeiten, der Geduldsfaden wird dünner und dünner und reisst irgendwann.
Tatsächlich ist es so, dass unsere Kinder – auch dank unserer heutigen Ansicht, dass man Kinder nicht mit Gewalt gefügig machen soll – nun mal ihren freien Willen haben, und das ist auch gut so. Sie ticken deshalb im «Ich mache nur, wozu ich Lust habe-Modus». Es ist befreiend, wenn wir dies begreifen. Es gibt keinen Trick, den Willen unserer Kinder zu lenken oder auszuschalten.
Worauf sie aber sehr gut ansprechen, ist, wenn wir sie auf das, was gerade nötig ist und darauf, wie die Gegebenheiten nun einmal sind, ansprechen und daran auch nicht rütteln.
Für das Schwimmbad heisst das: Wenn geplant ist, um 13.30 aufzuräumen oder die Hausaufgaben zu erledigen, um um 14.30 ins Schwimmbad aufzubrechen, könnte das so aussehen: «Kinder, es ist jetzt halb zwei Uhr. Ihr möchtet ja ins Schwimmbad und vorher ist es nötig, dass ihr eure Sachen, die im Wohnzimmer herumliegen, einsammelt und in euren Zimmern verstaut. Danach können wir gehen. Wenn ihr sofort anfangt, sollte eine Stunde gut reichen, und wir haben danach einen schönen Nachmittag im Schwimmbad. Wenn ihr länger als eine Stunde braucht, verkürzt sich unsere Zeit im Schwimmbad, weil wir um halb sechs wieder heim müssen. Und wenn wir um 15.00 noch nicht gehen können, weil ihr noch nicht fertig seid mit euren Aufgaben, lohnt es sich nicht mehr zu gehen. Dann bleiben wir zu Hause und ersuchen es am nächsten Mittwochnachmittag wieder mit dem Schwimmbad.» In diesem Fall brauchen die Eltern gar keine Geduld, denn sie haben einen Plan B, den sie eintreten lassen werden, wenn die Kinder nicht rechtzeitig aufräumen oder ihre Hausaufgaben erledigen. Sie können in dieser Zeit ihre eigenen Dinge erledigen oder die Zeitung lesen, ganz entspannt, denn sie wissen, was SIE tun können, wenn die Kinder ihren freien Willen nicht so einsetzen, wie es sinnvoll wäre, um aufzuräumen, die Aufgaben zu machen plus ins Schwimmbad zu gehen. So erfahren die Kinder, dass das, was die Eltern sagen, ernst gemeint ist. Wenn um 15.00 nicht aufgeräumt ist und die Aufgaben noch nicht erledigt sind, gibt es an diesem Nachmittag kein Schwimmbad. Dies wird ihnen in Erinnerung bleiben, und wenn es das nächste Mal heisst, aufräumen oder Aufgaben machen, damit wir nachher ins Schwimmbad gehen können, würde es mich nicht wundern, wenn alles wie am Schnürchen klappt. Denn Kinder sind schlau und lernfähig.


Etwas anders liegt der Fall beim Bereitmachen für die Schule: In die Schule zu gehen, ist eine Pflicht, da können die Eltern nicht sagen, wenn ihr nicht rechtzeitig bereit seid, könnt ihr halt nicht in die Schule😊 Dennoch ist es auch hier ratsam, den Schulkindern die Verantwortung für das rechtzeitige Fertigsein zu übertragen. Das könnte zum Beispiel so aussehen: «Kinder, ihr könnt beide die Uhr schon lesen. Ihr müsst, wenn der Zeiger hier ist, also um 7.50, aus dem Haus, um pünktlich in der Schule zu sein. Was meint, ihr, braucht ihr eher lang oder kurz, um aufzustehen, euch zu waschen, anzuziehen und Zmorge zu essen? Wenn ihr viel Zeit braucht, wecke ich euch um 7.00, wenn ihr wenig Zeit braucht, um 7.20. Ich verlasse mich darauf, dass ihr um 7.50 bereit seid. Wenn nicht, werdet ihr zu spät kommen und die Lehrerin oder der Lehrer werden euch dann sagen, welche Konsequenzen das Zuspätkommen hat. Ich glaube, ihr schafft das.» Dann werden sich die Eltern wieder ähnlich verhalten, sich sagen, es ist Sache und Verantwortung der Kinder, sich bereit zu machen. Das liegt jetzt nicht mehr an mir. Wieder wird der Geduldsfaden der Eltern nicht strapaziert, wenn sie wissen, dass sie es aushalten, wenn die Kinder zu spät kommen sollten, und es dann den Lehrpersonen überlassen können, mit den Kindern zu dealen.



Frage: Es ist Zeit für ins Bett. Ich bitte die Kinder, sich die Zähne zu putzen und das Pischi anzuziehen. Die Kinder rennen aber weg, machen Fangis, verstecken sich und lachen dabei. Ich sage Ihnen dass es Zeit ist und dass ich ihnen noch eine Geschichte vorlese, wenn wir schnell sind. Oft funktioniert das, aber ab und zu nicht. Was kann ich dann tun, damit sie kooperieren ohne dass ich sie packen oder laut werden muss?





Liebe Fragestellerin, lieber Fragesteller
Das sind die Momente, die alle Eltern "lieben": Der Feierabend ist endlich in greifbare Nähe gerückt. Nur noch schnell die Kinder ins Bett, dann kommt MEINE Zeit... Und gerade dann machen die lieben Kids nicht mit! Für die Kinder ist es genau anders rum: Sie haben es gar nicht eilig und keine Lust, ins Bett zu gehen. Deshalb kommen sie nicht auf die Idee, dir dabei auch noch behilflich zu sein. Was in dieser Situationen hilft: Klarheit und Wählenkönnen. Das bedeutet, du beginnst genau so, wie du es schon machst: Sagen, es ist Zeit fürs Bett. Das ist der Startschuss, an dem nicht mehr gerüttelt wird. Und dann wählen lassen: Fange mit dem jüngeren Kind an, damit das ältere noch ein paar Minuten länger aufbleiben darf. Nimm Augenkontakt zum Kind auf und frag es: Magst du mit mir ein Wettrennen zum Zähneputzen machen oder willst du wegrennen und ich trage dich zum Zähneputzen? Damit machst du deutlich: Zähne geputzt wird jetzt so oder so. Und das Kind hat ein Wörtchen mitzureden, WIE das passiert. Ein Kind nach dem anderen dran nehmen und ihm so volle Aufmerksamkeit geben, bewährt sich, wenn etwas Unbeliebtes kommt. Mach es jeden Abend gleich, das hilft den Kindern, sich an den Ablauf zu gewöhnen.
​Himmlischen Feierabend wünsche ich dir!



Frage: Kind (4 Jahre) ist eine extrem langsame Esserin. Wir sind alle schon lange fertig, wenn sie kaum etwas gegessen hat. Sie erzählt gern oder singt Lieder aus der Kita am Tisch. Dabei isst sie natürlich kaum etwas. Gleichzeitig wissen wir, dass ihr die wenigen Bissen nicht reichen und sie kurz vor der Schlafenszeit dann wieder mit Hunger ankommt. Das einzige, das funktioniert, ist dass wir sie füttern. Das findet sie toll und so isst sie auch den Teller leer. Das möchte ich in diesem Alter aber wirklich nicht mehr machen. Die Geduld, mehr als eine Stunde am Tisch zu sitzen, kann ich aber immer weniger gut aufbringen. Hast du eine Idee, was wir noch machen könnten?





Liebe Fragestellerin, lieber Fragesteller

Eine wunderbare Schilderung über Kinder im Alter von vier Jahren! Ein vierjähriges Kind steht an der Schwelle zwischen "klein" sein (sich füttern lassen) und "gross" sein (Am Esstisch vom Tag erzählen und dabei Aufmerksamkeit von den Eltern und den Geschwistern bekommen). Dein Kind verbindet beide Bedürfnisse auf kunstvolle Weise beim Abendessen. Grosser Applaus für seinen Einfallsreichtum! Auf der Elternseite sieht es anders aus: Du erwartest von deinem vierjährigen Kind zu Recht, dass es in der Lage ist, beim Abendessen genug zu essen, um bis zum nächsten Morgen ohne Zusatzfütterung durchzukommen.

Deshalb spürst du vollkommen richtig, dass weder das Kind füttern noch stundenlang am Abendbrottisch sitzen und warten müssen, bis das Kind genug gegessen hat, eine Option ist. Applaus für dein Gespür! Was helfen könnte: Das Kind vor dem Essen vom Tag erzählen lassen, damit es ein paar Minuten volle Aufmerksamkeit bekommt und danach in Ruhe essen kann. Oder die Abendessenszeit begrenzen: Sagen, wenn alle ausser dem Kind mit Essen fertig sind, stehen wir anderen vom Tisch auf. Du darfst sitzenbleiben und noch weiter essen, bis du satt bist. Wenn du dann auch aufstehst, weiss ich, du hast genug gegessen bis zum nächsten Morgen. Damit schlägst du gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Dein Kind bekommt ungeteilte Aufmersamkeit beim Erzählen vom Tag und wird als gross betrachtet, weil du ihm zutraust, beim Znacht genug zu essen. Und du bist frei, nach dem Essen mit deinem Programm weiterzumachen.

En Guete!



Unsere Referentin





Miriam Rieser Stierli

Individualpsychologische Beraterin aus Winterthur


Weiteres zur Person & ihren Angeboten:

https://www.rieser-beratungen.ch/




Wir danken unseren Hauptsponsoren!


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